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Profil des IKFN
Das Forschungszentrum IKFN widmet sich der interdisziplinären Erforschung der Frühen Neuzeit (ca. 1500-1800). Es gehört damit zu den wenigen deutschen Forschungseinrichtungen, die sich explizit der Frühen Neuzeit zuwenden und für ein möglichst facettenreiches Bild die verschiedenen Blickwinkel und Erkenntnisinteressen mehrerer geisteswissenschaftlicher Disziplinen bündeln. Insgesamt kooperieren im IKFN neun Fächer:
- Geschichte, - Kunstgeschichte, - Romanistik, - Anglistik/Amerikanistik, - Latinistik, |
- germanistische Literaturwissenschaft, - Musikwissenschaft, - evangelische Theologie - katholische Theologie. |
Unterstützt von internationalen und überregionalen Kooperationspartnern leistet das IKFN seit über 20 Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Interdisziplinarisierung der Frühneuzeitforschung und Internationalisierung der deutschen Forschungslandschaft. Die Universität Bordeaux III, die Universität Bologna, die Universität Amiens und das Deutsche Studienzentrum Venedig stehen als internationale Forschungspartner ebenso an der Seite des IKFN wie das Frankreichzentrum der Freien Universität Berlin und die Deutsche Shakespeare Gesellschaft. Innerhalb Deutschlands besteht eine enge Zusammenarbeit und dauerhafte Kooperation mit der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, der Forschungsbibliothek Gotha, der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, dem Verbund REFO 500, der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und dem Niedersächsischen Freilichtmuseum Museumsdorf Cloppenburg. Ein renommiert besetzter wissenschaftlicher Beirat des Instituts spiegelt die interdisziplinäre Ausrichtung des IKFN wider.
Forschungsschwerpunkte
1. Kultur- und Ideengeschichte im europäischen Kontext
Die Kultur- und Ideengeschichte ist seit Jahren ein etablierter und prägender Forschungsschwerpunkt des IKFN. Derzeit stehen die Aufklärungsforschung und anlässlich seines im Jahr 2020 zu begehenden 300. Geburtstages besonders der Staatsmann und Aufklärer Justus Mösers (1720-1794) im Zentrum dieses Schwerpunktes. Während das von der Bohnenkamp-Stiftung von 2020 bis 2023 geförderte Projekt Justus Möser im Netzwerk der deutschen Aufklärung dessen zeitgenössische regionale und überregionale Rezeption in den Blick nimmt, widmet sich das im gleichen Zeitraum vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Projekt Aufklärer in Staatsdiensten der Erforschung der Handlungsspielräume Gotthold Ephraim Lessings (1729-1781) und Mösers in ihren Doppelrollen als Aufklärer und Staatsbeamte. Diesem Schwerpunkt ebenfalls zuzuordnen ist das Forschungsprojekt Justus Möser als Essayist und Publizist, das literarische Beiträge des Osnabrücker Staatsmanns und Schriftstellers Justus Möser unter modernen essay- und pressegeschichtlichen Gesichtspunkten untersucht hatte.
In der Vergangenheit war das in Kooperation mit der Herzog August Bibliothek (HAB) Wolfenbüttel angelaufene Promotionsprogramm Wissensspeicher und Argumentationsarsenal von 2015 bis 2018 ein wichtiger Träger des Schwerpunktes. Es untersuchte die Bibliothek als ein ideengeschichtliches Reservoir, in dem Wertevorstellungen vergangener Epochen, deren Bestehen und Wandel sowie Kontroversen gespeichert worden sind.
2. Historische Friedensforschung
Ein zweites Kernthema des IKFN ist die historische Friedensforschung. In diesem Schwerpunkt werden politik- und diplomatiehistorische Herangehensweisen um ideengeschichtliche, insbesondere historisch-semantische Ansätze erweitert. Damit gelingt es, frühneuzeitliche Vorstellungen, Konzepte und Praktiken von Frieden in neuer Perspektive zu beleuchten. Ziel ist die Herausarbeitung frühneuzeitlichen Friedenswissens und vormoderner Friedenskultur - mit ihren Trägern, ihrer Verbreitung und ihren Differenzierungen. Die Tradition der historischen Friedensforschung am IKFN beruht auf dem vielbeachteten internationalen Kongress von 1998 zum 350. Jubiläum des Westfälischen Friedens und den zwei Ausstellungen Was umb und umb wird kommen, soll frieden heißen (1998) sowie Süß ist der Krieg den Unerfahrenen (2003). Daran schlossen sich die Projekte an
Pax, Pactum, Pacificatio – Zur inneren und äußeren Struktur von Friedensstiftungen mit den Mitteln des Rechts ab der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Dreißigjährigen KriegFriedensbildung
Das juristische Wissen um Frieden im Alten Reich und in Schweden um 1600
Mediale Konstruktionen von Frieden in Europa 1710-1721
Aktuell konzentriert sich die historische Friedensforschung am IKFN auf die Erforschung des Westfälischen Friedenskongresses. Das Forschungsprojekt Frieden als Kommunikationsprozess – die dritte Partei des Westfälischen Friedenskongresses wird noch bis 2021 von der DFG gefördert. Vom 24.-26.10.2018 richtete das IKFN zudem die internationale Tagung Wendepunkte: Friedensende und Friedensanfang vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart aus. In Kürze erscheint das Grundlagenwerk Handbuch Frieden im Europa der Frühen Neuzeit/Handbook of Peace in Early Modern Europe, das die Bedingungen, Chancen und Grenzen der Realisierung von Frieden in der Epoche der Frühen Neuzeit in all seinen geschichtlichen Dimensionen in 51 Artikeln beleuchtet.
3. Geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung
Die geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung bildet ein Kernelement des IKFN, das neben regionalgeschichtlichen Studien, wie dem aktuellen Forschungsprojekt "Die Verwaltung der Armut - Armenfürsorge und Stiftungswesen in der Stadt Osnabrück von 1600-1810", in Handbuch- und Editions- sowie in Ausstellungsprojekten Ausdruck findet und unter der Programmatik "Erschließen, Erforschen und Vermitteln" plastisch zusammengefasst werden kann.
a) Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit
Zu den Werken der Grundlagenforschung, die am IKFN entstanden sind und entstehen, zählt das 2012 publizierte und mittlerweile breit rezipierte Handbuch Kultureller Zentren der Frühen Neuzeit. Das Nachschlagewerk vereint Überblicksdarstellungen zu 51 Orten des alten deutschen Sprachraums, denen eine kulturelle Zentralitätsfunktion zugeschrieben wird.
b) Edition des personalen Gelegenheitsschrifttums
Das stetig erweiterte und von Prof. em. Dr. Drs. h.c. Klaus Garber geleitete Editionsprojekt des personalen Gelegenheitsschrifttums ist seit mehr als 20 Jahren ein Aushängeschild des IKFN. Das Handbuch umfasst anlassbezogene frühneuzeitliche Druckschriften, die aus 30 vornehmlich osteuropäischen Bibliotheken, Archiven und Museen stammen.
c) Historische Umweltforschung
Umweltgeschichte hat in jüngerer Zeit Konjunktur. Das IKFN leistete dazu mit dem Projekt Mensch und Umwelt einen wichtigen Beitrag, das die Frage der nachhaltigen Landnutzung in der Frühen Neuzeit thematisierte und durch Kooperation mit Museen und Schulen eine breite Wirkung entfaltete. Ein in der Öffentlichkeit weithin wahrgenommenes Projektergebnis ist die im Museumsdorf Cloppenburg dauerhaft zu sehende Ausstellung "Landschaft und Lebenswelt. Umweltgeschichte(n) des Nordwestens".
4. Adels- und Hofforschung
Einen weiteren Schwerpunkt der IKFN-Forschung bildete in der Vergangenheit die Adels- und Hofforschung, wovon mittlerweile abgeschlossene Forschungsprojekte zum Land- und Ritterschaftsarchiv des vormaligen Fürstentums Lüneburg, zu Adelskulturen im Baltikum, zum Verhältnis von Ritterschaft und Reformation, zur Adelskultur in Nordwestdeutschland und ein Projekt zur Hofgeistlichkeit zeugen.
Forschungsbibliothek
Das Forschungsprofil des IKFN spiegelt sich in der Forschungsbibliothek des Instituts wider: Als Spezialbibliothek stellt sie einen enormen Fundus an Literatur und Quellen zur Erforschung der Frühen Neuzeit, insbesondere zur Bildungsgeschichte und zur historischen Friedensforschung bereit. Sie erweitert stetig den Bestand an frühneuzeitlichen Altdrucken und Forschungsliteratur. Sie ist am Standort "Alte Münze" aufgestellt.
Beratungstätigkeit
Die Mitglieder des IKFN sind auf verschiedene Weise beratend tätig. So wurden z.B. im Rahmen der Vorbereitung des 500. Jubiläums der Reformation (REFO 500) zahlreiche Ausstellungen, Kongresse und Feierlichkeiten durchgeführt, an deren Vorbereitung IKFN-WissenschaftlerInnen beteiligt waren. Doch nicht nur in nationaler sondern auch in regionaler Hinsicht werden außeruniversitäre Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen wie z.B. der Landschaftsverband Osnabrücker Land beraten.